Leder


Leder habe ich zu Beginn gescheut. Da es so viele unterschiedliche Sorten gibt, fiel mir der Einstieg gefühlt schwerer, als noch bei Holz (da wusste ich zumindest, was mir optisch gefällt). Also dachte ich, ich mach mir die Entscheidung leicht und besorge mir einen Packen Möbellederreste. Die sind günstig zu haben und zumindest kleine Projekte lassen sich damit umsetzen.

Gesagt, getan. Aus der bunten Mischung war tatsächlich etwas rauszuholen, so dass ich am Anfang zumindest eine Münzbörse, ein Herzlesezeichen sowie ein Mäppchen für meine damals noch Freundin, mittlerweile Frau, herstellen konnte. Alles ist unter diesem Text abgebildet. Das war in Ordnung und zumindest das Mäppchen find ich auch heute noch ganz hübsch. Wenn ein Lederprodukt jedoch eine gewisse Stabilität haben soll, dann kommt man mit diesen Möbelresten nicht weit. Als Lehrmaterial taugen sie aber allemal.

Einige Zeit später habe ich mir schließlich Rindsleder und Farben besorgt. Ich hatte auf einem Markt gesehen, wie jemand eine Ledertasche mit polierten / andersfarbigen Kanten verkauft hat und fand den Kontrast toll. Da das aber mit Möbelleder aufgrund seiner Dünne quasi unmöglich war, musste etwas stärkeres her. Die Haut, die ich mir holte, war 2,2 mm dick, was bedeutet, dass wir bei knapp 4 mm zum Einfärben liegen, wenn zwei Flächen aufeinander vernäht  werden (ein bisschen Material fällt weg, weil das Leder oftmals mit einem Lederhobel noch etwas ausgedünnt und von Fransen befreit wird).

Zum ersten Mal verwendet habe ich das stärkere Leder bei einem Stifteetui, einem weiteren Weihnachtsgeschenk. Um die Form hinzubekommen, habe ich das Leder zuerst in Wasser gelegt und anschließend über ein Stück Holz, dass in seinen Ausmaßen ein paar nebeneinanderliegenden Stiften entsprach, gespannt. Das nennt sich “Nassformen”. Diese Technik wird angewendet, wenn es darum geht, spezielle Formen aus Leder herzustellen. Die entstandene Form wurde zunächst schwarz angemalt und anschließend mit doppelseitigem Klebeband auf der ebenfalls eingefärbten Rückseite des Etui fixiert. Danach wurde mittels Nahtversenker ein Bereich gekennzeichnet, in dem… nun ja… die Naht versenkt werden würde. In diesem wurden dann Löcher vorgestanzt, so dass die Vernähung beider Seiten mittels Sattlerstich leichter fällt. Nachdem dies abgeschlossen war, wurde vorsichtig an den Seiten entlang die Form des Etui ausgeschnitten, damit sie für das anschließende Polieren gleich aufliegt.

Das Polieren selbst erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst wird ein wenig Wasser auf die Kante aufgetragen. Dann wird nicht gerade zimperlich ein Polierholz immer wieder über die feuchten Kanten vor und zurück gezogen. Dadurch werden die Fasern verdichtet, was tatsächlich auch gleich gut sichtbar ist. Ich bin mir nicht mehr hundertprozentig sicher, aber ich glaube, dass ich erst jetzt die Farbe aufgetragen und erneut geglättet habe. Relativ vorsichtig, lieber einmal öfter Farbe auftragen, damit diese nicht auch auf das Schwarz des Etui abfärbt. Abschließend werden die Ecken noch mit Bienenwachs als schützende Schicht eingerieben und ein letztes Mal, mit etwas weniger Kraft, aber dafür mehr Wiederholungen, poliert. Wenn alles richtig gemacht wurde sollte die Kante in etwa so aussehen, wie auf dem obersten Bild dieser Seite, oder rechts bei dem Anhänger, den ich für meinen Trauzeugen gemacht habe.

Nachdem ich das Stifteetui gemacht hatte, wollte ich unbedingt etwas ähnliches für mich selbst herstellen. Das Resultat war ein Mäppchen, in Kastenform. Im linken Bild ist bereits das fertig eingefärbte und polierte Stück Leder zu sehen. Außerdem kann man erkennen, dass die Nahtversenkung ebenfalls bereits markiert wurde.

Damit ein Leder von dieser Stärke sich überhaupt biegen oder, wie in diesem Fall, im rechten Winkel abknicken lässt, muss aus der sogenannten Fleischseite Material rausgenommen werden. Diesen Abtrag erkennt man an den Kanten im unteren Bild. An einigen Stellen habe ich leider etwas zu viel Material weggenommen, was zu Rissen geführt hat. Ich habe diese mit übertrieben viel Garn ausgebessert, um es mehr wie ein zusätzliches Detail, als einen Fehler wirken zu lassen. Es ist ein Gebrauchsgegenstand in meiner Werkstatt und genau so soll es auch aussehen (: